„Wir kämpfen für motorisierte Zweiradfahrer(innen) – auf der Straße und in der Politik"
Eschborn, im Oktober 2025
Die Biker Union (BU) ist die größte Interessenvertretung für motorisierte Zweiradfahrer(innen) in Deutschland. Mit ca. 3.500 Mitgliedern hat sich die BU eine hohe Reputation als sachkun-dige Anwälte gegenüber der Politik und den Behörden, aber auch als Stimme der Fahrerinnen und Fahrer erarbeitet. Ich habe im Nachgang zur diesjährigen Sternfahrt der BU durch Berlin mit Hilton, dem Vorsitzenden der Biker Union, über die Arbeit der BU gesprochen und warum es wichtig ist, Mitglied in der BU zu sein.
Wim: Hilton, wenn die Leute „Biker Union” hören, denken sie wahrscheinlich als erstes an einen Motorradclub. Aber die BU ist etwas anderes. Wie würdest Du Eure Organisation be-schreiben?
Hilton: Wir sind in der Tat kein Motorradclub. Die Biker Union ist die Interessenvertretung für alle motorisierten Zweiradfahrerinnen und Zweiradfahrer, auch auf internationaler Ebene. Un-ser Ziel ist es, die Interessen der motorisierten Zweiradfahrerinnen und Zweiradfahrer auf pro-fessionelle Art und Weise und auf der Basis von Fakten zu vertreten - gegenüber der Politik, den Ministerien, den Behörden, Forschungseinrichtungen und der Öffentlichkeit.
Wim: Verkehrssicherheit ist immer ein heißes Thema, wenn es um motorisierte Zweiräder geht. Wie geht die BU damit um?
Hilton: Wir haben uns schon immer für sichere Straßen für motorisierte Zweiräder eingesetzt. Angefangen haben wir mit dem Kampf gegen unsachgemäße Bitumenreparaturen, vor allem in Kurven. Wir setzen uns zum Beispiel aber auch für einen Unterfahrschutz an Leitplanken, gegen gefährliche Gegenstände am Straßenrand sowie rutschige Fahrbahnmarkierungen ein. Das sind keine abstrakten Probleme. Das kann über Tod oder Leben eines Zweiradfahrenden entscheiden. Deswegen sind wir sehr froh über das sogenannte „Merkblatt für die Verbesse-rung der Straßeninfrastruktur für Motorradfahrende (MVMot 2021)“, an dessen Erstellung wir maßgeblich beteiligt waren und das vom Bundesverkehrsministerium verpflichtend für den Straßenbau und die Straßenunterhaltung in Deutschland eingeführt wurde. Aber bei der Um-setzung dieses Merkblatts bleibt noch viel zu tun.
Wim: In einigen Regionen Deutschlands verhängen die Behörden Sperrungen von öffentli-chen Straßen, sogenannte Streckensperrungen, nur für motorisierte Zweiräder. Wie geht Ihr damit um?
Hilton: Wir setzen uns aktiv gegen solche diskriminierenden Sperrungen ein. Statt alle Motor-radfahrerinnen und Motorradfahrer in Sippenhaft zu nehmen, sollten sich die Politik und die Behörden auf die Lösung der tatsächlichen Probleme konzentrieren. Das gilt im übrigen auch für viele Vorschläge gegen den sogenannten „Motorradlärm“, die im wesentlichen reine Sym-bolpolitik darstellen, weil sie vorhandene Probleme nicht lösen. Motorradfahrerinnen und Mo-torradfahrer erwarten Fairneß und keine pauschalen Verbote.
Wim: Die BU ist bekannt dafür, daß sie ihre Stimme auch in der Bundeshauptstadt Berlin zu Gehör bringt. Wie macht ihr das?
Hilton: Wir arbeiten seit vielen Jahren mit der Bundespolitik und den Bundesbehörden in Fra-gen des motorisierten Zweirads konstruktiv zusammen. Wir bauen persönliche Kontakte zu Ministern, Abgeordneten und Behördenvertretern auf und pflegen diese aktiv, was für den Erfolg unserer Arbeit sehr wichtig ist. Zudem gibt es Gespräche auf Ebene der Bundesländer und der Kommunen. Aktive BU-Mitglieder aus den Regionen unterstützen uns dabei. Natür-lich ist hier noch viel Luft nach oben. Alle zwei Jahre Ende August veranstalten wir darüber hinaus eine sogenannte BU-Sternfahrt durch Berlin. Hunderte von Motorradfahrer¬innen und Motorradfahrer aus ganz Deutschland treffen sich in Berlin zu einer großen Motorrad-demonstration zu den jeweils aktuellen politischen Themen. Das ist eine eindrucks¬volle Art und Weise, um der Politik zu zeigen, daß wir es ernst meinen. Zudem sind wir auf Messen und Veranstaltungen mit BU-Infoständen vertreten, auf denen wir unser Forde¬rungen präsen-tieren, arbeiten in Fachgremien mit und kooperieren mit anderen Organisationen.
Wim: Neben der Politik bietet ihr auch Dienstleistungen für Motorradfahrerinnen und Motor-radfahrer an. Kannst Du uns mehr darüber erzählen?
Hilton: Klar. Über unsere Smartphone-App und im Internet veröffentlichen wir eine Karte mit Informationen über Streckensperrungen in Deutschland. Jede und jeder kann unkompliziert Daten über für motorisierte Zweiräder gesperrte Straßen hochladen. Wir führen zudem eine Datenbank mit Problemen der Straßeninfrastruktur, die bereits an die Behörden gemeldet, aber noch nicht behoben wurden. Im Fall eines Unfalls auf so einer Strecke können dadurch Schadensersatzansprüche mit Fakten untermauert werden.
Wim: Und für Eure Mitglieder – gibt es auch geldwerte Vorteile?
Hilton: Ja, für BU-Mitglieder gibt es auch Vergünstigungen. BU-Mitglieder bekommen Rabatte bei Händlern in ganz Deutschland. Zudem führen wir auf der Basis von Empfehlungen aus dem Kreis der BU-Mitglieder eine Datenbank mit Anwälten, die sich mit Motorradthemen auskennen und gute Arbeit geleistet haben. Auch das kann einen finanziellen Vorteil bringen.
Wim: Die BU kümmert sich auch um das Gemeinschaftsgefühl. Welche Rolle spielt das bei Eurer Arbeit?
Hilton: Das ist uns sehr wichtig. Unser Wahlspruch lautet: gemeinsam fahren, gemeinsam kämpfen für unsere Rechte. Wir informieren in unserer Mitgliederzeitschrift BU aktiv und in unseren sozialen Medien über aktuelle Entwicklungen mit Bezug zum motorisierten Zweirad. Das Gemeinschaftsgefühl wird aber im Wesentlichen durch unsere BU-Stammtische ge-prägt, die über die gesamte Bundesrepublik verteilt sind. Ein zentraler Vereinsvorstand hat da nur begrenzte Möglichkeiten. Die BU-Stammtische organisieren gemeinsame Ausfahrten, Motorradwochenenden und lokale Veranstaltungen. Seit kurzem gibt es zudem ein erfolgrei-ches Projekt, das wir „BU-Ladies on Bikes“ nennen. Das ist eine Initiative, die Veranstaltungen wie Wochenendtreffen mit gemeinsamen Ausfahrten, Sicherheitstrainings und Erste-Hilfe-Kurse nur für Frauen anbietet.
Wim: Nur wenige Leute wissen, daß ihr auch bei Wohltätigkeitsveranstaltungen aktiv seid.
Hilton: Das ist richtig. Wir unterstützen auf lokaler Ebene Veranstaltungen zum Beispiel für Kinder mit Handicap, für Kinderdörfer und für Kinderstationen in Krankenhäusern. Das ist uns ein echtes Anliegen und zeigt, daß Motorradfahrende sozial engagierte Menschen sind.
Wim: Zum Schluß, was sind für Dich die Besonderheiten der BU?
Hilton: Bei uns gibt es keinen Gruppendruck, keine starren Hierarchien und keine „Clubre-geln”, die einzuhalten sind. Natürlich trägt der Vorstand der BU eine Verantwortung für den Verband und muß für einige Dinge Vorgaben machen, schon aus rechtlichen Gründen. Jede und jeder kann aber selber entscheiden, wie sie bzw. er sich einbringt, in Form von aktivem Engagement oder als passives Mitglied und Beitragszahler. Beide Wege helfen uns, die Rech-te und die Interessen aller motorisierten Zweiradfahrerinnen und Zweiradfahrer in Deutsch-land erfolgreich zur Geltung zu bringen.
Wim: Danke für das Gespräch.
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